Studien, Reflexionen, Kontexte

Biografische Aspekte

Welcher Rudolf Steiner?

Der Autor der „Vier Mysteriendramen“ heisst Rudolf Steiner. Dieser Name kommt zum Zeitpunkt der Niederschrift im Telefonbuch der Schweiz als privater Eintrag 101-mal vor. Das bedeutet, das zurzeit (Januar 2022) vermutlich über 100 Menschen in der Schweiz leben, die ebenfalls Rudolf Steiner heissen.

Der Rudolf Steiner, der Autor der „Vier Mysteriendramen“ war, lebte von 1861 – 1925. Sein Leben und Wirken werden in (mehr als) einem Archiv dokumentiert und zugänglich gemacht. Die meisten Materialien finden sich im „Rudolf Steiner Archiv“ und im Archiv des Goetheanums. Beide befinden sich in enger Nachbarschaft in Dornach bei Basel in der Schweiz.

Dieser Rudolf Steiner wurde weniger durch seine Mysteriendramen als durch die von ihm begründete Waldorfpädagogik und die ihr zugrunde liegende Methodik bekannt. Die methodische Erarbeitung der Grundlagen nicht nur dieser Pädagogik, sondern vieler anderer lebenspraktischer Arbeitsweisen nannte er Anthroposophie oder Anthroposophisch orientierte Geisteswissenschaft.

Aspekte der Biografie

Rudolf Steiner wurde im Kaisertum Österreich geboren. Dieses wurde 1867 in eine Doppelmonarchie „Österreich-Ungarn“ umgewandelt. Heute liegt sein Geburtsort Donji Kraljevec im Norden Kroatiens.

Er studierte an der Technischen Hochschule in Wien, insbesondere Strömungsphysik. Er änderte jedoch seine Interessen mehr und mehr in Richtung Sprach- und Literaturwissenschaft sowie zur zeitgenössischen Philosophie. Besonders wichtige Dozenten in diesen Bereichen waren für ihn Karl Julius Schröer und Eduard von Hartmann. Durch die Verbindung von Fachkenntnissen in  den Naturwissenschaften mit dem Interesse an Dichtung und Sprache wurde er durch seinen Lehrer Schröer als Herausgeber der Naturwissenschaftlichen Schriften von Goethe ans Goethe- und Schiller-Archiv in Weimar empfohlen.

Diese Anstellung eröffnete ihm konkrete Karrierechancen und einen Einstieg in die akademische Lebenswelt. Was ihm zu einer breiteren Anerkennung noch fehlte, was ein passender akademische Abschluss. Rudolf Steiner promovierte daher 1891 als Externer zum Doktor der Philosophie bei Heinrich von Stein an der Universität Rostock.

Da es nicht in der Natur von Rudolf Steiner lag, etwas nur pro forma zu machen, nutzte er diese Herausforderung zur Bearbeitung einer Grundsatzfrage: das Verhältnis von Wahrheit und Wissenschaft.

Neben seiner Arbeit als Herausgeber der naturwissenschaftlichen Schriften von Goethe gab Rudolf Steiner weitere Texte heraus. Dazu gehören Werke von Schiller, Schopenhauer, Jean Paul und Ludwig Jacobowski. Unter anderem arbeitete er dabei für den renommierten Verlag der Familie Cotta und die Reihe „Cotta’sche Bibliothek der Weltliteratur“. Eine Sammlung der für die von Rudolf Steiner betreuten Ausgaben verfassten Einleitung und Erläuterungen findet sich in GA 33.

(wird fortgesetzt)